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Vereinsjahr

Zur Trauerfeier von Werner Tröndle

Am Freitag, 7. Juni 2024 war die Trauerfeier um 14:30 Uhr in der Einsegnungshalle auf dem Bergfriedhof Waldshut. Es war eine große und emotionale Feier. Vertreten war eine durchaus stattliche Anzahl von VfB-Weggefährten.

Der VfB zur Trauerfeier von Werner

(mr) Der Werner ist ein paar Jahre älter als ich, deshalb war er für mich schon ein „Erwachsener“ als ich ihn als 14-15-jähriger Jugendspieler bei den Heimspielen als Spieler der 1. Mannschaft erstmals wahrnahm. 1978, wir waren 16, hatte er uns in der B-Jugend trainiert. Die Kontakte wurden häufiger.

Und als selbst aktiver Spieler hatte man dann jede Woche mehrfach miteinander zu tun. Das war so ab 1980. Mit dem eigenen Fußballspiel war es für ihn nach einer Sportverletzung zu der Zeit schon vorbei. Der Fußball, der VfB und die Schmittenau waren aber Werner´s Welt und so war es nur folgerichtig, dass er als engagierter und verlässlicher Mensch, der er einfach war, als Betreuer am Puls der Mannschaft blieb. Die Trainer hießen damals Schibli, Zuber, Martini, Maier und Gabele. Die Konstante hieß immer Werner Tröndle und das durch die gesamten 80er Jahre hindurch.

Jeder von uns VfBlern hat so seine Erinnerungen, seine eigenen kleinen Geschichten und großen Geschichten, wenn er nun an Werner denkt.

An den Werner als jungen Fußballspieler, als Betreuer der 1. Mannschaft, als VfB-Jugendtrainer, als Vorstandsmitglied, als Freund, als Flachiisä (Sein Spitzname war Flacheisen), als Schlosser in seinem grauen oder blauen Kittel, als VfB-Ehrenmitglied, als schwarz-gelber Anhänger von Borussia Dortmund, als Sportanlagen-Kümmerer im besten Sinne, als wertvoller Leuchtturm im VfB-Vereinsleben.

Da spannt sich der Bogen von den Waldshuter Stadtfesten bis zur heutigen winterlichen Schlittschuhbahn auf dem Viehmarktplatz. Baumaßnahmen vom Umbau, Instandsetzung und Neubau unseres Vereinsheimes, Rasen- und Kunstrasenplatz und, und, und…

Unser Wahrzeichen, die alte Hütte am Eingang der Sportanlage würde ohne ihn heute gar nicht mehr stehen. Diese war in den späten 1940er-Jahren auf Holz gebaut worden. Einem inzwischen nachgebenden Fundament, dass er in der Neuzeit mit einer hochmotivierten Gruppe von VfBlern irgendwie mit einer Hebefunktion und einer eingeschobenen Stahlkonstruktion stabilisiert hatte. Diese Neuzeit ist auch schon wieder 30 Jahre her. Die alte Hütte steht immer noch.

Es ist so, dass diese Aufzählungen ganz sicher nicht vollständig sind und nicht annähernd einfangen können, was der Werner für uns, für den VfB ist. Klar, es muss nun heißen „für den VfB war“, aber daran muss man sich erst einmal gewöhnen.

Eine VfB-Ehrenmitgliedschaft wird nicht leichtfertig vergeben, ganz im Gegenteil. Es gibt auch nur etwas mehr als eine Hand voll davon. Bezeichnend: Werner war das jüngste Mitglied, dem diese Ehre je zu Teil wurde.

Als einer der jüngsten war er auch Schlossermeister geworden, das war wohl der nötigen frühen Geschäftsübernahme geschuldet. Das Besondere am Beruf des Schlossers, so wie der Werner ihn praktiziert hat, ist: Er gestaltete stabile, praktische und formschöne Bauteile aus Metall, die funktionieren und ewig halten. Da braucht es keine Updates. Die englischen Geländer bei uns zu Hause sind über 20 Jahre alt, sehen aus wie neu.

Wer künftig achtsam auf dem VfB-Gelände unterwegs ist, wird Werner überall entdecken können. Z.B. in den massiven Eingangstoren am Kassenhäuschen, welche von der Schlosserei Tröndle errichtet wurden, in der Geländer-Installation auf der VfB-Terrasse und deren Überdachung, im Stadtfest-Zelt, in allen Ballfang-Konstruktionen rund um den Sportlatz, in der Zaunanlage, in den Sitzbänken um den Rasenplatz. Alles Kreationen von Werner. Nur am VfB-Stammtisch im Vereinsheim unmittelbar unter seiner Glas- und Stahlkonstruktion werden wir ihn nicht mehr entdecken können. Das ist die traurige Gewissheit, die uns ratlos zurücklässt.

Werner war in seiner zweiten sportlichen Karriere – wenn man so will – mit dem Rennrad unterwegs in den 80er und 90er Jahren. Das weiß vielleicht nicht jedermann. Den Kohler Michael könnt ihr fragen, der weiß das genau. Sie sind zusammen u.a. den St. Gotthard-, den Furka- und den Sustenpass gefahren, wohlgemerkt: nach oben. Nicht zu vergessen die 42 unendlichen Kehren am Stilfser Joch.

Ach ja, zu den kleinen Geschichten: Da habe ich zwei, die mir dazu sofort einfielen:

Zweimal in meinem Leben war ich in der Waldshuter Notaufnahme. Beide Male mit Werner. Auf jeden Fall waren das bei aller Ungeduld – man will da ja meistens schnell wieder raus - durchaus private Momente.

Die modernen Kunstrasenplätze dürfen bekanntlich nicht mit Schraubstollen-Kickschuhen bespielt werden, der Belag würde Schaden nehmen. Auf einem Rasenplatz kann ein Schraubstollen-Schuh allerdings von Vorteil sein. Vor allem wenn es Richtung Spätherbst geht.

Drohte am Ende eines feuchten Oktobers ein Bezirksliga-Auswärtsspiel beim agilen FC Weizen auf dem richtig tiefen Rasenplatz neben dem gut gefüllten Ehrenbach, war eine Standard-Bestückung mit 13er-Alu-Schraubstollen vorne und 16er-Alu-Schraubstollen hinten nicht mehr die allerbeste Wahl. Um auf dem tiefen Geläuf bestehen zu können, wurde gerne mal 16-18 oder gar 18-18 aufgezogen. Es gab Zeitgenossen, die zauberten zusätzlich noch Unterlagscheiben aus der Sporttasche und montierten diese mit der Flachzange unter die beiden hinteren Stollen.

Da kam es dann schon mal vor, dass man im Terrain übel hängen blieb und nicht jeder Meniskus über 90 Minuten gehen konnte. So geschehen im Herbst 1981. An den Kampf und Krampf im verregneten Wutachtal kann ich mich nicht mehr erinnern, auf jeden Fall war er nach 80 Minuten vorbei – für mich, irgendwas am Knie.

An Werner´s Einsatz, mit reichlich Zeitaufwand, Geduld und Fürsorge am späten Sonntagnachmittag als er als Betreuer mit mir nach dem Spiel in die Notaufnahme des Waldshuter Krankenhaus ging, kann ich mich noch lebhaft erinnern und bin ihm bis heute überaus dankbar dafür. Das Röntgenbild gab Entwarnung, war zum Glück nicht so schlimm. Nach zwei Wochen ging es wieder – und weiter - auf den Hartplatz zum SV Istein.

Es gibt noch eine spürbare Erinnerung an einen lachenden Werner. Eine Narbe an meinem Hinterkopf als Folge einer Schnatte, die genäht werden musste. Bin heute gar ein bisschen stolz darauf. Vier Jahre später, Im Herbst ´85. VfB-1 war gut dabei im Aufstiegsrennen und spielte beim abstiegsbedrohten SV Niederwihl auf dem Sportplatz hinter der nahen Kirche. Spielstand gegen Ende des Spiels: 1:1, natürlich zu wenig. Ich hatte das Tor für den VfB erzielt, hört, hört (ist nicht wirklich wichtig, nur für diese Geschichte). Dann ein letzter Freistoß. Beim Kopfballduell wuchtete mich der Gegenspieler mit aller Entschlossenheit weg – ja, man mag es kaum glauben. Da hatte es ordentlich gerumst und auch geblutet.

Werner mit aller Ruhe und Besonnenheit wusste genau was zu tun war, kümmerte sich, und wir fanden uns später erneut in der Notaufnahme. Geduldig und fürsorglich stand er mir bei. Wir warteten und warteten, schwiegen über Gott und die Welt, als ich ihn irgendwann erneut und verwirrt fragte:

"Wie ist denn eigentlich das Spiel ausgegangen?"

"Ja, über das 1:1 sind wir nicht hinausgekommen."

"Und, wer hat das Tor geschossen?" Ungläubig schaut er mich, begann dann zu lachen.

„Erzähl ich Dir später, wenn Du es Dir wieder merken kannst“.

Mit drei, vier Stichen genäht, trafen wir uns später mit der restlichen Mannschaft im damaligen Hotel/Café Kaiser in der Bismarckstraße und hatten noch einen schönen Abend. Irgendwann kam dann auch die Erinnerung an das verlorengegangene Tor zurück. Und die blieb bis heute.

Vielleicht stehen oder sitzen wir später noch etwas zusammen und erfreuen uns – soweit heute überhaupt möglich - über eure Erinnerungen an Werner.

Den angenehmen, bescheidenen und geschätzten Menschen, den AH-Wandersmann mit und ohne Hund. An den Werner, der über die Maßen gesegnet war mit einem großen Herzen: Für seine Familie, seine Mitmenschen, für den Fußball im Allgemeinen und für unseren VfB Waldshut und die VfB-Jugend im Besonderen.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte sich Werner ein E-Bike gekauft. Unter anderem für die inzwischen profilierten Mehrtages-Radtouren, die wir als Gruppe einmal jährlich nach Pfingsten machen. Julia schrieb mir vergangene Woche per Whatsapp: „Papa hat diese Touren immer sehr genossen und wäre auch dieses Jahr sehr gerne dabei gewesen“.

An Fronleichnam sind wir letzten Donnerstag auf rund 1800m unterhalb des Grimsel-Hospiz´ auf den Aare-Radweg aufgebrochen, bei durchaus ungemütlichen Bedingungen. Ein Platz blieb leer und doch war Werner in unseren Gedanken und Worten immer dabei.

Wir kämpften mit Fritz-Walter-Wetter, spürten den Geist von Spiez und fuhren unweit des Wankdorf-Stadions in Bern. Das sind geflügelte Fußball-Vokabeln in Verbindung mit dem „Wunder von Bern“. Hätte ihm gefallen.

Einer der Tour-Höhepunkte wäre gewesen ein gemeinsamer Besuch der Aussichtsplattform Harder Kulm, hoch über Interlaken. Mit sensationeller Aussicht auf die Bergwelt um den Eiger, Mönch und Jungfrau.

Werner hatte sich früh im Januar diesen Jahres angemeldet. Im April rief er mir an, dass er nicht mitgehen könne. Er hätte immer etwas Schmerzen und müsste das erst in Ordnung bringen.

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass dieses kurze Telefonat, dieser Kontakt der letzte sein sollte und wir keine sechs Wochen später hier und heute auf dem Bergfriedhof sein würden.

Nun wissen wir, er wird den Eiger nicht mehr sehen. Lieber Werner, nur dass Du es weißt: Wir haben ihn auch nicht gesehen. Zu viele tiefhängende Regenwolken.

Nein, ich habe es nicht vergessen. Eines seiner aktuelleren Vorhaben, die er während und nach der Corona-Zeit angestoßen hatte. Die Bewirtung unseres Vereinsheims in eigener Gemeinschaft. Er schuf kurzerhand eine Gruppe befüllte diese mit Leben, sprich mit Arbeitsdiensten zu den Heimspielen. Nicht die leichteste Übung. Vielleicht will und kann man das ja irgendwann gemeinsam in seinem Sinne aufrecht erhalten. Schau´n wer mal.

Werner, Du hinterlässt eine gewaltige Lücke – innerhalb und außerhalb des VfB!
Und eines noch: Danke, danke für einfach alles!

Wir werden Dein Andenken in Ehren halten.
Das ist das Mindeste, was wir tun können. Mach´s gut.

Lago

 

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