SV Jestetten - VfB Waldshut 2:2
In einem intensiven Spiel gelang es dem VfB gestern in Jestetten einen Punkt mitzunehmen. Dabei stimmt besonders optimistisch, dass die Mannschaft nicht aufgegeben hat. Einen 2:0-Rückstand aufzuholen ist schon ein starkes Stück, dass der Ausgleich aber sogar in Unterzahl erzielt wurde, nötigt einem doch Respekt ab. Allerdings muss man auch erwähnen, dass Jestetten den Beweis schuldig geblieben ist, dass man zurecht das Mittelfeld anführt.
Nach dem ernüchternden 0:2 gegen Weilheim hatte sich der VfB viel vorgenommen, war sich aber der Schwere der Aufgabe beim SV Jestetten durchaus bewusst. Bis zur Niederlage gegen Wittlingen hatten die Gastgeber einen tollen Lauf und gingen dementsprechend natürlich als Favorit in das Spiel.
Es ist natürlich schwer zu sagen, was schlussendlich den Ausschlag gegeben hat für das Unentschieden. Haben die Gastgeber den Tabellenletzten aus Waldshut vielleicht etwas unterschätzt oder haben sich Trainer Nils Mühlenwegs taktische Änderungen bezahlt gemacht? Vermutlich von beidem etwas. Zunächst schien Jestetten mit der defensiveren Spielweise des VfB Mühe zu haben. In der Anfangsphase presste der VfB nicht so hoch an wie zuletzt, während Jestetten nichts einfiel, um Torgefahr zu erzeugen. Hier mal eine Flanke, dort mal ein Abschluss, alles ohne ernsthaft Unruhe in die Waldshuter Hintermannschaft zu bringen.
Dem VfB gelang, wie schon in den Spielen zuvor, nur wenig nach vorne und so sahen die Zuschauer in der ersten halben Stunde zwar ein intensiv geführtes Spiel, aber eben auch eines ohne Höhepunkte. Dann aber kam Bewegung in die ganze Sache und man kann dem VfB wirklich nicht vorwerfen, er habe nicht alles getan um Jestetten den Führungstreffer zu ermöglichen.
In der 33. Spielminute entschied der Schiedsrichter nach einem Foul von Waldshuts Torhüter Cihan Ceylan auf Strafstoß. Ceylan machte seinen Fehler aber wieder gut und hielt. Der Druck der Platzherren wurde größer und der VfB unterstützte die Angriffsbemühungen immer wieder durch haarsträubend unclevere Fouls in der Nähe des Strafraums. Es war deshalb wenig überraschend, dass der Führungstreffer nach einem solchen Foul fiel. Der direkte Freistoss wurde noch leicht abgefälscht und landete im Netz (37.).
Der VfB blieb seiner Linie treu und verursachte durch ungeschicktes Verhalten immer wieder gute Torgelegenheiten für den Gegner. Eine Minute vor der Halbzeit konnte Jestetten wieder nach einem ruhenden Ball sogar auf 2:0 erhöhen. Unmittelbar vor der Halbzeit? Da drängt sich die klassische Floskel vom psychologisch wichtigen Moment geradezu auf. Zurecht. Allerdings nicht so wie man es erwartet hätte. Der VfB war nach der Pause früh wieder auf dem Feld und signalisierte, dass man sich etwas vorgenommen hatte für die zweite Hälfte.
Und Jestetten fühlte sich mit dem verdienten Vorsprung offensichtlich zu sicher, anders ist die Fahrlässigkeit der Gastgeber bei der Chancenverwertung nicht zu erklären. Bereits fünf Minuten nach Wiederanpfiff fuhr Jestetten einen Konter, bei dem am Ende der Angreifer im 1 gegen 1 gegen Waldshuts Torhüter vergab.
Der VfB war nun häufiger in des Gegners Hälfte, was Jestetten zum Kontern einlud aber eben auch unabdingbar war, um vielleicht selbst noch zum Abschluss zu kommen. Einen solchen Abschluss bekamen die Zuschauer dann in der 52. Minute auch zu sehen. Und was für einen. Nils Mühlenweg sah die Lücke und nagelte den Ball aus 20 Metern rechts oben in den Winkel. Nur noch 2:1, fast aus dem Nichts und nach dem bisherigen Spielverlauf auch eher glücklich.
Jestetten gab nochmals Gas und versuchte immer wieder zu Kontern. Allein, es sprang nichts Zählbares dabei heraus. Unmittelbar nach dem Anschlusstreffer und einige Minuten später hatte Jestetten zwei weitere Großchancen, die mit Sicherheit das Spiel entschieden hätten, wenn ... tja, wenn sie nicht kläglich vergeben worden wären. Und als ob der VfB wegen des unverdienten Anschlusstreffers ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, half man den Gastgebern zusätzlich noch durch einen Platzverweis. Serkan Korkut ging - bereits mit Gelb vorbelastet - zu schwungvoll in einen Zweikampf und musste den Platz in der 68. Spielminute verlassen.
Hoch anrechnen muss man dem VfB, dass man während des Großteils der Schlussphase nicht bermerkt hat, dass Jestetten einen Mann mehr auf dem Platz hatte. Die Mannschaft konnte noch Reserven frei machen. Mühlenwegs Mannen ackerten und kämpften und stemmten sich gegen eine Jestetter Mannschaft, die den Siegtreffer erzwingen wollte. Im Nachhinen weiß man natürlich alles besser, aber bei noch zu spielenden 15 Minuten in Überzahl alles nach vorne zu werfen, kann eben auch ins Auge gehen.
In der 75. Spielminute war es erneut Mühlenweg, der mal wieder für den VfB für Torgefahr sorgte. Sein strammer Schuss wurde aber abgefälscht und verfehlte das Tor. Luca Indlekofer machte es fünf Minuten vor dem Ende aber besser. Patrick Fischer unterband einen Angriff der Gastgeber mit einem langen Befreiungsschlag. Indlekofer spekulierte und Jestettens Abwehrspieler tat ihm den Gefallen und unterlief den Ball. Inlekofer startete durch und versenkte den Ball gekonnt im langen Eck.
Ein glücklicher Punktgewinn für den VfB, weil Jestetten das Spiel früh hätte entscheiden können. Der Gastgeber hatte mehr vom Spiel und erarbeitete sich wesentlich mehr Torchancen als die Waldshuter. Wenn man - aus welchen Gründen auch immer - größte Chancen vergibt und sich in Überzahl noch den Ausgleich einfängt, darf man sich aber nicht über das Unentschieden beklagen. Auch wenn der VfB die 2:0-Führung durch viele unnötige Aktionen begünstigt hat und die Mannschaft über weite Strecken des Spiels keinen Zugriff auf Ball und Gegner bekam, so muss man doch sagen, dass man sich den Punkt durch großen Einsatz verdient hat. Ein Beweis dafür, was mögtlich ist, wenn man den Kopf eben nicht hängen lässt, sondern stattdessen alles gibt.