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Reine Nervensache

20220529 A jgd

Rückblick auf die Saison der A-Junioren 2021/22

Es ist Sonntag, der 29. Mai, 14.47 Uhr. Erschöpft lasse ich mich auf einen Stuhl im Vereinsheim fallen und trinke ein Entspannungsbier. Elias Drews hat gerade das 5:2 geschossen und es ist klar, hier brennt nichts mehr an. Es ist auch das erste Mal, seit Beginn der Saison, dass ich an die A-Jugend denke und dabei entspannt bleibe. Ende gut alles gut? Nein, sicher nicht, eher mit anderthalb dicken blauen Auge davon gekommen.

Beginnen wir mit dem ersten Spiel der Saison im September 2021. Es setzt eine 1:3 Niederlage gegen Laufenburg. Das Spiel ist symptomatisch für die gesamt Hinrunde. Ein Feldspieler im Tor, der seine Sache wacker macht, aber eben nicht die Bälle halten kann, wie es ein gelernter Goalie tun würde.

Das Problem wird uns verfolgen. Emil Menzel aus der B-Jugend hilft aus und macht das auch absolut top. Er ist aber halt ein später 2006er (B-Jugend, jüngerer Jahrgang) und die Spieler der anderen Mannschaften 3-4 Jahre älter. Die Körperlichkeit fehlt deshalb in der ein oder anderen Situation. Kann auch gar nicht anders sein. Wenn Emil aber verletzt ist, oder in der B-Jugend spielen muss, dann brennt es lichterloh.

Viele Punkte gehen verloren. Auch ein anderes Gegentor in diesem Spiel ist bezeichnend für die Hinrunde. Statt den Ball zu spielen oder zumindest zu klären, will man dem Gegenspieler zeigen, was man draufhat. Ergebnis: Ein schönes Geschenk für den SV Laufenburg. Ohne Namen zu nennen, selten habe ich erlebt, dass bei einem Spieler Selbst- und Fremdwahrnehmung so weit auseinander triften wie in diesem Fall. Die Wahrscheinlichkeit, dass derjenige noch ein technisch beschlagener Spieler wird, ist in etwa so hoch wie meine Chancen Unterwäschenmodel zu werden.

 

Noch ein weiteres Problem wird aber am ersten Spieltag auch offensichtlich. Während Laufenburg eine intensive Vorbereitung mit Testspielen absolvierte, war das bei uns mangels Beteiligung nicht möglich. Das wirklich Schlimme ist, dass sich das durch die komplette Saison zieht. Mir ist schon klar, dass es in dem Alter viele Ablenkungen gibt, der Führerschein gemacht wird und es die ein oder andere Party gibt. Aber Leute, ihr wollt doch Landesliga spielen. Weshalb sind dann mehr B-Jugendliche im Training, als A-Jugendliche? Auch manch kurzfristige Absage vor einem Spiel nervte extrem. Die Trainer mussten am Sonntagmorgen herum telefonieren, um eine Mannschaft zusammen zu bekommen. Das ist ein Mannschaftssport, bei dem man sich auf die Beteiligten verlassen können muss. Wenn die nächste Saison entspannter verlaufen soll, dann ist das aus meiner Sicht der wichtigste Punkt.

Am 5. Spieltag steht man mit 0 Punkten am Tabellenende. Der einzig verbliebene Mutmacher: Man hatte einige der dicken Brocken am Anfang. Jetzt kommen die Spiele, in denen man punkten muss. Rielasingen-Arlen ist der nächste Gegner. Gabriel Nolte macht in der 27. Minute das 1:0. Es folgen mit Nachspielzeit 68 böse Minuten. Zwar ist auch ein 2:0 möglich, aber es ist weitestgehend eine Abwehrschlacht. Zum Glück erfolgreich. Die ersten drei Punkte sind drin. Endlich. Am 8. Spieltag kommt der SV Weil. 2. Platz, noch keine Niederlage. Im Tor stehe wieder mal ein Feldspieler. In der 26. Minute denkt man, dass das Schicksal seinen Lauf nimmt. 1:0 für Weil. Gabriel Nolte erzielt bei einem der ganz wenigen Angriffe kurz vor der Pause das 1:1. Während der gesamten zweiten Halbzeit ist es ein Spiel auf ein Tor, nämlich auf das unsere. Mit Glück, einem sehr guten Louis Bauch im Tor und einem nicht gegebenen, äußerst knappen Abseitstor von Weil, erkämpft man sich einen Punkt. Ein Punkt der Moral. Danach gibt es ein Auf und Ab. Am Ende der Vorrunde belegt man mit 14 Punkten den 9. Platz.

Die Vorbereitung auf die Rückrunde findet so statt wie die auf die Vorrunde, nämlich gar nicht. Dazu habe ich mich bereits ausführlich geäußert. Eric Nessler zieht sich aus privaten Gründen vom Traineramt zurück und Theo Dorn übernimmt.

Am ersten Spieltag kommt es zum Auswärtsspiel bei Laufenburg. Ich verfolge schon seit vielen Jahren Juniorenfussball. Dieses Spiel ist der negative Höhepunkt. Nicht weil das Spiel wegen einer „Nimm Du ihn, ich hab in sicher“-Absprache verloren geht, sondern wegen dem, was sich der JFV Laufenburg an diesen Nachmittag leistet. Rassistische Schiedsrichterbeleidigungen, die nur deswegen nicht eine lange Sperre nach sich ziehen, weil der Schiedsrichter nicht so gut Deutsch spricht und bei der Nachverfolgung des Spiels erfolgreich von den Laufenburgern verunsichert wird. Ein Trainer, der sich bei den 2 Toren triumphierend vor dem unseren aufbaut und ihn dann sogar noch weg schubst. Als wäre das nicht schon unterirdisch genug, schafft es ein Laufenburger Spieler, das doch tatsächlich noch zu unterbieten. Elias Drews wird von seinem Gegenspieler rüde gegen die Bande gecheckt. Das kann man als übermotiviert/überhart durchgehen lassen. Kommt vor.

Elias Drews ist einige Zeit bewusstlos und hat einen Kreislaufkollaps. Es ist auf jeden Fall klar, dass er schwer verletzt ist. Das ist der Moment, in dem ein Laufenburger Spieler eben jene Verletzung bejubelt. Eine einzige Schande. Der Laufenburger Trainer hat meinen Sohn und auch mich des Öfteren kontaktiert und gefragt, ob Anton nicht nach Laufenburg wechseln wolle. Mein Sohn ist alt genug um seine Entscheidungen selbst zu treffen und ich mische mich da nicht mehr ein. Laufenburg ist die Ausnahme. Bevor er dahin geht, bringe ich ihn persönlich zur Fremdenlegion und das meine ich so, wie ich es sage. Dass die Laufenburger die letzten beiden Spiele der Saison gegen unsere Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt klar verlieren sei nur am Rande erwähnt. Der Singener Trainer meinte jedenfalls, dass die Laufenburger im Spiel gegen Singen komplett unmotiviert waren. Wir haben auch von Laufenburg nichts anderes erwartet.

Es folgt eine Periode mit wenigen Siegen und überwiegend durchwachsenen Leistungen. Alle Siege in dieser Zeit waren wichtig, aber besonders gegen den FC Wehr am 3. April, einen unserer Hauptkonkurrenten. Zum einen wegen des Sieges, zum anderen aber, weil wir dadurch den direkten Vergleich gewonnen haben, der bei Punktgleichheit den Ausschlag gibt.

Nach dem 23. Spieltag von 26 ist man drittletzter, aber alle Mitkonkurrenten noch in Schlagdistanz. Es können allerdings 6 Mannschaften absteigen. Von hinten naht die SG Gottmadingen, die nach schwacher Hinrunde die drittbeste Rückrundenmannschaft werden. Wir haben 23 Punkte, Gottmadingen 22. Zu Beginn der Rückrunde hatten diese ganze 3 Zähler.

Die letzten drei Spiele sind ein einziger Höllenritt. Das Spiel gegen Gottmadingen ist ausgeglichen, dann unterläuft der Abwehr ein Bock. Auch das zieht sich durch die ganze Saison. Die Stimmung ist angespannt. Luca Schupp ist gerade von Covid genesen. Anton Klingmann hat eine schwere Halsentzündung. Luca Schupp ist an dem Tag nicht desto trotz gut drauf und vollendet nach einem Solo von Anton Klingmann zum 1:1. Kurze Zeit später gelingt ihm das 2:1. Man muss auch mal auf die Zähne beißen. Hoffnung, die der Schiri wieder eintrübt. Sinan Tetik wird von einem Gegenspieler aus 1 Meter Flughöhe mit 2 gestreckten Beinen umgemäht. Dass dieser mit einem Fuß den Ball trifft, ist reiner Zufall. Glück hingegen, dass Sinan seinen Standfuß noch hoch bekommt. Wir hätten ansonsten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Krankenwagen rufen können. Anwesende Schiedsrichter sprechen von einer klaren roten Karte. Der Schiedsrichter des Spiels entscheidet auf Einwurf. Danach verweigert er uns einen klaren 11-Meter.

In der 6. Minute der Nachspielzeit, pfeift er nach einem völlig normalen Zweikampf um den Ball einen Freistoß für Gottmadingen aus dem Halbfeld. Der Freistoss segelt gegen den Innenpfosten, von dort dem Torwart an den Arm und schließlich ins Tor. Die lange Nachspielzeit begründete er mit den 2 Trinkpausen. Es hatte allerdings nur eine gegeben. Sei es drum, ist nicht mehr zu ändern. Immerhin bleibt Gottmadingen hinter uns und wir gewinnen auch das direkte Duell gegen sie.

Wir rücken einen Platz vor. Es kommt das 6 Punkte Spiel bei der SG Ostbaar, die einen Punkt hinter uns sind. Wir sind die klar überlegene Mannschaft und vergeben Chance um Chance. Endlich schießt uns Gabriel Nolte in Front. Danach hören wir leider auf Fußball zu spielen und nach einem dicken Abwehrfehler steht es 1:1. In der zweiten Halbzeit ein ähnliches Bild. Wir haben die Chancen, machen aber nicht die Tore. Dann hat Ostbaar seine erste Chance und es kommt, wie es kommen muss. Nicht. Zum Glück. Ich denke, davon hätten wir uns mehr erholt.In der 75. Minute erlöst uns Luca Schupp. Tor von der Strafraumgrenze. Ostbaar wirft alles nach vorne. Sollten sie das Spiel verlieren, sind sie sicher abgestiegen. Grosse Chancen spielen sie sich nicht mehr heraus, aber wir versäumen es leider den Sack zuzumachen. Dann endlich der Abpfiff.

Es folgt der Showdown gegen Singen. Ein Sieg muss her, um gerettet zu sein. Ausgeglichenes Spiel in Halbzeit 1. Zwischenergebnis 1:1. Am Schluss hatten wir Glück, dass wir uns nicht kurz vor der Pause einen fangen. 2. Halbzeit klar zu unseren Gunsten. Elias Drews trifft insgesamt dreimal, Sinan Tetik zweimal. Es ist geschafft und ich bin es auch. Auf der Zielgerade auf den 8. Platz hoch gespielt. 6 Mannschaften hinter sich gelassen, von denen je nach Ausgang des Relegationsspiels um die Verbandsliga 4 oder 5 absteigen werden.

Die Punkte, die ich kritisch sehe, habe ich bereits angesprochen und damit soll es auch jetzt gut sein. Letztendlich hat man den Umständen getrotzt. Am Anfang der Saison hatte man keinen Goalie. Von den 3 B-Jugendlichen, die aus Tiengen kamen, war nur Gabriel Nolte komplett einsatzfähig. Anton Klingmann laborierte bis nach der Winterpause an seiner Ende der Vorsaison herausgesprungenen Kniescheibe und dem angebrochenen Schienbein herum. Mal ging es besser, mal schlechter. Marius Kercher kämpfte mit Krankheiten und diversen Verletzungen.

Der Großteil der Mannschaft waren A-Jugendspieler jüngeren Jahrgangs und hatten zuvor B-Jugend Kreisliga gespielt. Es kamen weitere B-Jugendliche (auch aus der Kreisliga) nach der Winterpause dazu, um mitzuhelfen. Das Team hat mit weitem Abstand das jüngste Durchschnittsalter. Es wäre ein Jammer gewesen, wenn sie abgestiegen wären. 60% der Spieler können noch 2 Jahre oder mehr A-Jugend spielen. Es sind einige Spieler dabei, die das Potential haben, die Erste in absehbarer Zeit zu verstärken. Für den VfB ein unglaublich wichtiger Faktor. Dass Ihr das am Ende auf den letzten Metern noch gepackt habt, darauf könnt Ihr alle stolz sein. Meinen Glückwunsch, aber bitte nicht nochmal eine solche Spielzeit.

Bernhard Klingmann

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